Die Studien zur Gendersprache
Ob und wie konsequent gegendert werden sollte, hängt natürlich vor allem von einem Punkt ab: in welchem Maße das generische Maskulinum „Schaden“ in unserer Gesellschaft anrichtet, also zu Nachteilen für Frauen (und Non-Binäre) führt – oder eben auch nicht. Es geht ja um zwei Aspekte: Zum einen soll es Frauen (und viele Non-Binäre) kränken, wenn wir sie als „Zuschauer“ ansprechen. Zweitens wird behauptet, dass sich Frauen zum Beispiel den Astronautenberuf häufiger zutrauen würden, wenn wir nur immer von „Astronautinnen und Astronauten“ sprächen. Immer wieder wird behauptet, Studien hätten erwiesen, dass die Gendersprache in diesem Sinne positiv „wirkt“. Ein Hauptproblem der Studien ist allerdings: Sie wurden bisher fast ausschließlich von offensichtlichen Anhängern der Gendersprache gemacht. Der Gegenseite fehlte bisher schlicht die Motivation zur Untersuchung des Gegenstandes. Mittlerweile gibt es erhebliche Kritik an den vorliegenden Studien. Dabei geht es insbesondere um drei Punkte:
- – Das generische Maskulinum werde in den Studien missverständlich oder falsch angewendet (Kontextproblem)
- – Die Ergebnisse würden falsch interpretiert
- – Die Effekte seien oft minimal
Mittlerweile dürfte es leider immer schwieriger werden, unbefangene Studienteilnehmer zu finden. Denn immer mehr Frauen „lernen“ ja jetzt, dass sie sich mit dem generischen Maskulinum gar nicht angesprochen fühlen sollen. Immer mehr werden jetzt automatisch die Frage nach dem Lieblingslehrer als Frage nach dem männlichen Lieblingslehrer missverstehen – oder zumindest das Bedürfnis haben nachzufragen. Schon vergangene Studien könnte darunter gelitten haben, dass die Studienteilnehmer nicht repräsentativ waren. So heißt es in einer Studie von 2008, auf die ich hier unter anderem Bezug nehme, zu den Teilnehmern: „German sample. Thirty-six students from the University of Bern took part in this experiment for course credits.“ Es sind also Studentinnen und Studenten, denen für die Teilnehme an der Studie eine Kursteilnahme bestätigt wurde. Sie kamen also vermutlich von dem sozialwissenschaftlichen bzw. psychologischen Institut, an dem die Studie erstellt wurde. Die Frage ist, inwiefern die Menschen dort in sprachlichen Dingen vielleicht ganz anders sensibilisiert sind als die durchschnittliche Bevölkerung.