Passiv statt Aktiv – anonyme Sprache

Das Aktiv wird Passiv

Wie Gendern uns zu unpersönlicher Sprache drängt

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Die Regierungschefs haben auf ihrem Gipfel beschlossen, gleich noch einen trinken zu gehen. Die Minister sind schon vorgegangen.

Wie wird aus dieser Meldung eine geschlechtersensible Nachricht? Klar, die Nachricht kann durch Doppelnennungen oder Genderzeichen aufgeblasen werden. In der Realität werden wir damit aber haushalten wollen und oft Ausflucht nehmen zur Passivform – und das wird in Leitfäden ja auch ausdrücklich empfohlen. Hier fiele die Wahl wohl so aus: „Auf dem G-20-Gipfel wurde beschlossen, gleich noch einen trinken zu gehen. Die Ministerinnen und Minister sind schon vorgegangen.“ Früher hätte es in der Abnahme dazu geheißen: „Schreib, wer das beschlossen hat! Wir verwenden möglichst viel Aktiv und möglichst wenig Passiv.“

Das Gendern wird in der Praxis vor allem zum Problem, wenn es in einem Satz zwei oder mehr Personenbezeichnungen gibt. Das Gendern drängt uns zu einer unpersönlicheren Schreib- und Sprechweise.

Und wie ist es im Alltag? Wie bringt man jemanden dazu, ein Fenster geschlechtersensibel zu öffnen? Die Aufforderung „Kann mal einer das Fenster aufmachen!“ muss natürlich tabu sein. Wir werden wohl oft ins Passiv ausweichen: „Kann mal das Fenster aufgemacht werden?“. Früher galt es als gestelzt, so unpersönlich zu reden. Gendersprache verleitet zu distanzierterem Sprechen. Und so wäre es auch beim journalistischen Texten.

Wieviel Konsequenz braucht das Gendern?

Wenn es konsequent nach den Regeln der Gendersprache geht, dann sollen wir Journalisten nun in jeder Meldung, jedem Beitrag, jeder Moderation und jedem Aufsager kleine Sprechpausen in Wörtern einbauen, um die Nicht-Binären in unserer Gesellschaft angemessen vorkommen zu lassen. Wohlgemerkt: Es geht bei der Gender-Pause nicht um Transgenderfrauen oder -männer. Diese sind ja Frauen oder Männer. Es geht um die Menschen mit weiterem oder ohne Geschlecht. Selbstverständlich bin auch ich der Meinung, dass es gut und richtig ist, alte Rollenzwänge über Bord zu werfen. Natürlich muss jede und jeder so leben und sein dürfen, wie sie oder er es will und wie sie oder er einfach ist. Aber dürfen wir Ausnahmen nicht mehr Ausnahmen sein lassen? Müssen wir in jedem unserer journalistischen „Erzeugnisse“ von nun an zum Ausdruck bringen, dass es auch Menschen gibt, die weder Frau noch Mann sind? Ist das Leben dieser Menschen wirklich beeinträchtigt, wenn unser Respekt einfach nur im Praktischen liegt und nicht obendrein in permanenten rituell-symbolischen Bekundungen? Das Gendern liefert keine einzige Zusatzinformation. Es wird immer wieder nur betont, dass es sich um Frauen, Männer und Menschen weiteren Geschlechts handeln könne. Ob tatsächlich alle Geschlechter vertreten sind, wird dabei ja nicht geprüft. Und warum sollen wir nun viele Male in jedem Beitrag auf die geschlechtliche Vielfalt hinweisen, aber nicht darauf, dass Menschen unterschiedlichen Glaubens sein können, unterschiedlicher Herkunft, dick oder dünn, groß oder klein, alt oder jung?


Fazit zum Aktiv-Problem


Problem für den Alltag

Die Gendersprache macht das Schreiben und Sprechen distanzierter und unklarer.

Verlust für die Sprache

Gendern verdrängt teilweise das Aktiv und damit das Subjekt oder Objekt in Sätzen. Das vermindert den Informationsgehalt von Texten.

Hier geht es weiter zum Problem Kultur und Gendern

One thought on “Passiv statt Aktiv – anonyme Sprache

  • 21. Juli 2023 at 9:45
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    Eine schöne Methode, das ganze Gegendere ad absurdum zu führen, ist das Aussprechen von *:_ als „Geschlechtslücke“. Dann heißen zum Beispiel die Ingenieure „IgenieureGeschlechtslückeinnen“. Dadurch werden alle ganz besonders „sichtbar“ und „hörbar“. Konsequent angewendet, treibt es alle in den Wahnsinn.

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