Das Männlein vom Amt und die Lösung des „Genderproblems“

„Herr Müller, schön, dass Sie(!) da sind!“ / „Die(!) Männer und ihre(!) Rechte.“

Das „ungerechte“ generische Femininum

Wenn es tatsächlich nicht mehr zumutbar sein sollte, das generische Maskulinum zu verwenden, dann liegt eine ganz einfache Lösung auf der Hand: Wir schaffen – analog zu anderen Sprachen wie Englisch und Türkisch – die weibliche Movierung (Endung) ab. Wir haben ja auch das „Fräulein“ abgeschafft und nicht das „Männlein“ (als Bezeichnung für unverheiratete Männer) eingeführt.

„President“ ist „President“ – ein Wort für alle ist die Lösung!

Wir sollten also in Zukunft alle nur noch „Bürger“ sein. Eine „Bürgerin“ gäbe es dann nicht mehr. Durch Gewohnheit werden wir „Bürger“ dann bald auch nicht mehr für männlich halten – so wie Englischsprecher etwa einen „citizen“, einen „president“ oder einen „senator“ auch nicht per se für männlich halten – und so wie wir ja immer wussten, sogar im Schlaf, dass zu den „Wählern“ bei einer Bundestagswahl auch Frauen gehören und ein Kundenparkplatz keineswegs ein Parkplatz ist, der nur für Männer vorgesehen ist.

Und was die Artikel und Pronomen angeht, ist die deutsche Sprache sowieso schon „geschlechtergerechter“ als viele denken:

Denn im generischen Singular sind wir zwar alle „männlich“: „Der Bürger und seine Rechte“.
Im generischen Plural sind wir alle aber „weiblich“: „Die(!) Bürger und ihre(!) Rechte“.
(Nur im Dativ gibt es eine eigene Form, die weder im männlichen noch weiblichen Singular eine Parallele hat.)

Das „generische Femininum“

Die Frauen haben das Privileg, dass ihnen im Singular und Plural die gleichen Artikel und Pronomen zugeordnet werden: „Die Frau und ihre Rechte“ – „Die Frauen und ihre Rechte“.
Wir Männer müssen bereits hinnehmen, dass im Plural unser männlicher Artikel und unsere Pronomen durch die weiblichen Formen ersetzt werden: „Der Mann und seine Rechte“ – „Die(!) Männer und ihre(!) Rechte“.
Obendrein müssen wir Männer bereits hinnehmen, dass wir in der Höflichkeitsform zu „Frauen“ werden: „Herr Müller, schön, dass Sie(!) da sind und Ihre(!) Gedanken beisteuern.“

Ich bin überzeugt, dass Sprache im Kontext funktioniert und „Gerechtigkeit“ nicht durch Grammatik hergestellt werden kann. Weder führt das „generisch“ Feminine in der Sprache („Die(!) Bürger und ihre(!) Rechte“) zu echten Nachteilen für Männer noch führt das generisch Maskuline („Jeder Bürger hat die gleichen Rechte“) zu Nachteilen für Frauen. Aber wenn es denn partout mehr Gleichheit in der Sprache geben soll, sollte es durch Vereinfachung erreicht werden und nicht durch Verkomplizierung – wie dies ganz erheblich durchs Gendern passieren würde.

2 thoughts on “Das Männlein vom Amt und die Lösung des „Genderproblems“

  • 5. April 2024 at 22:32
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    Bin mit fast allem einverstanden. Nur ist es nicht richtig, wenn bei der Pluralform ‚die Männer‘ das ‚die‘ als weibliche Form interpretiert wird. Das ‚die‘ kann sowohl als feminine Form als auch Pluralform verwendet werden. Es ist mehrdeutig, wie viele Formen in der Sprache.

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    • 6. April 2024 at 16:46
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      Antwort des Autors: Natürlich ist das „die“ bei „die Männer“ nicht weiblich. Es sieht nur genauso aus. Damit greife ich die Logik auf, die hinter der Kritik am „generischen Maskulinum“ steckt – also den Glauben (aus meiner Sicht: Irrglauben), dass die „optische Gleichheit“ unterschiedlich verwendeter Artikel und Pronomen zu einer „ungerechten“ Wahrnehmung führe und nicht durch den Kontext überschrieben werde. Mein Vorschlag hier ist also ein Kompromissvorschlag, um denen entgegen zu kommen, die partout darauf bestehen, dass „optische Gleichheit“ ein Problem darstelle.

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