Wenn Mordende auf Richtende treffen
Der Missbrauch des Partizips
Tote Autofahrende sind Zombies!
Grausame Wahrheit über das Gendern
Wer Gendern für eine gute Idee hält und zum Beispiel Gerichtsreporter ist, sollte sich fragen: Möchte ich wirklich einen Gerichtssaal betreten, in dem gerade Mordende auf Richtende treffen?
Genau so passiert es nämlich in einer gegenderten Welt. Das Partizip – genauer: das substantivierte Partizip Präsens – soll regelmäßig das Substantiv ersetzen können. Mitarbeiter sollen zu Mitarbeitenden werden – unabhängig davon, ob sie gerade wirklich mitarbeiten oder im Urlaub sind. Der Mörder bleibt in dieser Logik also stets Mordender – auch wenn er gerade nicht dabei ist, jemand um die Ecke zu bringen. Natürlich ist das grammatischer Unsinn. Das Partizip wurde nicht als Ersatzspieler für das Substantiv erfunden. Es hat eine ganz eigene Funktion: Es ist die Ablaufform.
Hefte raus! Grammatik für Gendernde.
- Das Substantiv verleiht einem Menschen eine grundsätzliche Funktion oder Eigenschaft.
- Das substantivierte Partizip Präsens bezeichnet jemanden, der gerade etwas Bestimmtes tut.
Das sind Jogger, die was trinken.
Aber das sind keine Joggenden, die was trinken!
Nur das sind Joggende, die was trinken!
Nach einer Wahl von frustrierten Wahlkämpfenden einer Verlierer-Partei zu berichten, ist Quatsch. Sie sind keine „Wahlkämpfenden“ mehr. Ex-Kanzler Gerhard Schröder galt immer als „guter Wahlkämpfer.“ Ein konkret „Wahlkämpfender“ war er aber nur selten. Max Goldt hat es mit einem anderen Beispiel auf den Punkt gebracht. Man könne nach einem Massaker an einer Universität nicht sagen: „Die Bevölkerung beweint die sterbenden Studierenden“. Denn niemand kann gleichzeitig sterben und studieren. Andere haben darauf hingewiesen, dass verunglückte Autofahrende vermutlich Fahrerflucht begehen, wohingegen verunglückten Autofahrern dringend geholfen werden sollte. Und bei einem Unfall verstorbene Autofahrende sind Zombies oder Engel.
Polizei kontrolliert Radfahrende
Unnsinn! Das würde nur stimmen, Wenn die Polizei Radfahrer während(!) der Fahrt kontrolliert
Das „Partizipieren“ erspart uns im Singular dabei noch nicht einmal die Doppelnennung, wegen des Artikels. Es gibt eben die Mordende und den Mordenden. Der Missbrauch des Partizips zum Zwecke des Genderns ist schlicht Nonsens und beraubt die Sprache einer wichtigen Möglichkeit zur Differenzierung. Sich im Vorfeld einer Veranstaltung an Teilnehmende zu wenden, ist falsch. Es sind Teilnehmer. Erst während der Veranstaltung sind sie Teilnehmende. Und so kann es „nicht arbeitende Arbeiter“ geben, aber keine „nicht arbeitenden Arbeitenden“.
Im Singular führt das Gendern ohnehin zu unsprechbaren Satzungetümen. Hier bringt auch die „Partizipierung“ keine Erleichterung. Entweder heißt es: „Wir suchen eine*n erfahrene*n Kursleiter*in.“ Oder es heißt: „Wir suchen eine*n erfahrene*n Kursleitende*n.“
Zurück zum Gericht: Natürlich muss man das Partizip nicht verwenden. Man kann es als Gendernder oder Gendernde auch anders ausdrücken: Mörderinnen und Mörder … Richter*innen … Personen, die einen Mord begangen haben … zu Gericht Sitzende …“. Auf jeden Fall wird es lang, es wird mühsam, es wird kompliziert. Und wo wir dabei sind: Können Frauen aus ihrem Herzen eigentlich noch eine Mördergrube machen – oder muss es eine „Mörder*ingrube“ sein?
Folgeproblem: Substantive ohne verwandtes Verb
Für viele Bezeichnungen kann eh kein Partizip gebildet werden. Nämlich dann, wenn es kein Verb dazu gibt. Beispiel: Augenoptiker. Eine „Augenoptikende“ wird es nicht geben können, weil das Verb „optiken“ fehlt. Beispielsatz: „Ein Augenoptiker verdient weniger als ein Chirurg“. Hier ginge in der gesprochenen Gendersprache nur umständlich: „Eine Augenoptikerin oder ein Augenoptiker verdient weniger als eine Chirurgin oder ein Chirurg“.
Typisch Gendersprache folgt auch daraus: Ständig muss die grammatische Form gewechselt werden. Mal geht das „Partizipieren“ (mehr schlecht als recht), mal geht es gar nicht.
Die Azubine und Lisa, der Studi – Volksmund vs. sprachliche Korrektheit
Der Volksmund hat übrigens frühe Möglichkeiten zum geschlechtersensiblen Sprechen ausgeschlagen. So wurden aus den Auszubildenden schnell Azubis, die dann in bewährter Weise „unfair“ gegendert werden: „Der Azubi ist eine Pfeife, aber die Azubine ist ein echter Glücksgriff.“ Auch aus den langatmigen Studierenden werden oft Studis, was zu „ungerechten“ Sätzen führt wie „Lisa ist ein Studi.“ Die Menschen spielen im Alltag bei der Verkomplizierung des Sprechens durchs Gendern nicht ohne weiteres mit. Denn die natürliche Sprachentwicklung strebt nach Abkürzung, nicht nach Aufblähung und Verkomplizierung. Gendern ist eine – durch Leitfäden, Richtlinien und sozialen Druck – verordnete Sprachentwicklung und keine natürliche.
„Unfaire“ Komposita und Adjektive
Können Frauen eigentlich noch „Meisterwerke“ schaffen? Wir lernen jetzt doch, dass nur noch Männer „Meister“ sein können. Frauen können nur noch „Meisterinnen“ sein. Schaffen sie also „Meister*inwerke“? Müssen Frauen – gemäß Gendersprachlogik – nicht unbedingt mit solchen Begriffen sichtbar gemacht werden? Oder zählt die angeblich so wirksame Sprachpsychologie hier nicht?
Und was ist mit „gönnerhaften“ Frauen? Sind sie nun „gönner*inhaft“ oder gar „gönner*innenhaft“? Können Frauen noch „freundlich“ sein? Oder sind sie gegebenenfalls „freund*inlich“? Überhaupt: Schließt man als Mann in Zukunft mit einer Frau eine „Freund*inschaft“ und eine Frau mit einer anderen Frau dagegen eine „Freundinnenschaft“? Oder zählt das Argument „Sichtbarkeit“ hier plötzlich nicht mehr? Ich vermute: „Die oder der eine sagt so, die oder der andere sagt so.“
„Unfaire“ Ableitungen
Ausrangieren müssten wir in einer gegenderten Welt wohl auch die Möglichkeit, einen Betrieb, eine Einrichtung oder Institution durch das Anhängen der Wortendung „-ei“ zu bezeichnen, etwa „Bäckerei“. Denn wir werden wohl kaum „Bäcker*inei“ oder in der partizipialen Ausweichkonstruktion „Backendenei“ sagen wollen. Das Ende vom Lied: Wir müssen jedes Mal ein unpersönliches Ersatzwort suchen, hier vielleicht „Backladen.“ Und wieder stirbt damit ein Stück grammatische Intelligenz.
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Anfangs war ich mir nicht sicher, wo ich meine Gedanken zur Abschaffung des Plurals hinterlegen soll. Hier scheine ich jetzt richtig zu sein…
„Abschaffung des Plurals“
Immer wieder kann in Texten, z.B. die Patientinnen und (die) Patienten waren gut versorgt – oder – die Wählerinnen und (die) Wähler haben abgestimmt – oder – die Autofahrerinnen und (die) Autofahrer standen im Stau, gelesen werden.
Soll der Plural nicht mehr genutzt (dabei steckt er doch in diesen Beispielsätzen schon drin) und abgeschafft werden? Bisher habe ich noch keine öffentlichen, verbindlichen Informationen über diese Abschaffung erhalten.
Überall, und gerade in den Medien und im ÖRR will man korrekt schreiben und sprechen und alle Personen berücksichtigen.
Das Macht keinen Sinn, weil sehr oft in diesen Sätzen schon der Plural steckt – und der ist ja bekanntlich weiblich ;-).
Würden sich alle wieder auf den schönen, guten Plural besinnen, gäbe es vielleicht wieder solche Zeilen zu lesen:
Die Patienten (Plural) waren gut versorgt.
Die Autofahrer (Plural) standen im Stau.
Die Wähler (Plural) haben abgestimmt.
Erschreckend ist, daß genau die Personen, die journalistisch (Printmedien, ÖRR, usw.) tätig sind, genau diese Satzungetüme zulassen und ohne Schamesröte in die Kameras sprechen.
Ein weiterer Nonsens zeigt sich im Gendern und „Pluralieren“ von englischen Wörtern, z.B.:
user – userinnen
master – masterin
speaker – speakerin
follower – followerinnen
maneater – maneaterin
writer – writerinnen
Es ist so grauenhaft und zeigt, wie unreflektiert gegendert wird – und das von Leuten, die von sich behaupten, gebildet zu sein.
Englische Wörter, wie z.B. user oder follower oder maneater müssen nicht gegendert werden, weil sie in der englischen Grammatik bereits Neutren darstellen. Es ist also völlig unlogisch, englische Wörter zu gendern.
Zudem ist es ein absolut dummer und dilettantischer Eingriff in die Regeln der englischen Grammatik (also einer FREMDsprache).
Und soll ein Plural im Englischen verwendet werden… einfach nur ein „s“ an das Wort hängen; z.B. teacher -> teachers, statt „teacher and teacherinnen“ – oder z.B. cop -> cops, statt cop und coppin – oder z.B. master -> masters, statt „master und masterinnen“
Stellt euch vor, ihr sitzt in England in einem Pub und nehmt das Gendern in eure Kommunikation mit rein: „My wife is a teacherin and my daughter a good swimmerin.“
Ich verspreche euch, nach einem solchen Satz wird euch keiner mehr zu einem Pint einladen.
Schöne Grüße
Bernd Marzocca
Leute, die gendern, verneinen ja, dass sich die Vorstellungen in den Köpfen der Menschen, was sprachliche Erscheinungen angeht, an die gesellschaftlichen Gegebenheiten anpassen. Deswegen proklamieren sie ja, dass die ihrer Meinung nach maskulinen Formen wie „die Zuschauer“, „die Arbeiter“, „die Studenten“ etc. trotz femininem Artikel nur männliche Artgenossen mit einschließen. Spinnen wir diesen Gedanken mal weiter, dann wäre unter derartig denkenden Menschen auch folgender Dialog heutzutage völlig logisch:
Peter: Ich habe den Wagen auf dem großen Parkplatz am Markt geparkt.
Anne: Und wo hast du das Pferd gelassen?
Linguistische Grüße aus Spanien sendet Michael Schmitz (Germanist)
Danke für den Artikel, der mir einige der Problematiken des Genderns gut erläutert hat.
Leider bietet er keine brauchbare Alternative für Menschen, die sich in der „alten“, maskulin-dominierten Sprache nicht mehr wiederfinden. Auch Aufzählungen wie „Studentinnen und Studenten“ sind ja heute nicht mehr möglich, nachdem wir (hoffentlich) gelernt haben, dass es viele Menschen gibt, die sich dabei nicht angesprochen fühlen, weil sie zum Beispiel nonbinär sind und sich dort nicht zuordnen können.
Also: welche Alternative gäbe es? Ohne Änderung der Sprache wird es nicht gehen. Ich bin ja sehr für das Entgendern nach Phettberg zu haben, z.B. hier kurz erläutert: https://youtu.be/xVmGb7qACfA
Liebe Grüße
Micha
Lieber Nutzer, herzlichen Dank für Ihren Kommentar.
Die Lösung, nach der Sie fragen, ist m.E. recht einfach: Wir müssen – analog zu anderen Sprachen – die weibliche Movierung (Endung) abschaffen.
Wir haben ja auch das „Fräulein“ abgeschafft und nicht das „Männlein“ (als Bezeichnung für unverheiratete Männer) eingeführt.
Wir sollten also in Zukunft alle nur noch „Bürger“ sein. Eine „Bürgerin“ gäbe es dann nicht mehr. Durch Gewohnheit werden wir „Bürger“ dann bald auch nicht mehr für männlich halten – so wie Englischsprecher etwa die Einheitswörter „citizen“ oder „president“ oder „senator“ auch nicht per se für männlich halten.
Und was die Artikel und Pronomen angeht, ist die deutsche Sprache sowieso schon „geschlechtergerechter“ als viele denken:
Denn im generischen Singular sind wir zwar alle „männlich“: „Der Bürger und seine Rechte“.
Im generischen Plural sind wir alle aber „weiblich“: „Die(!) Bürger und ihre(!) Rechte“.
(Nur im Dativ gibt es eine eigene Form, die weder im männlichen noch weiblichen Singular eine Parallele hat.)
Die Frauen haben das Privileg, dass ihnen im Singular und Plural die gleichen Artikel und Pronomen zugeordnet werden: „Die Frau und ihre Rechte“ – „Die Frauen und ihre Rechte“.
Wir Männer müssen bereits hinnehmen, dass im Plural unser männlicher Artikel und unsere Pronomen durch die weiblichen Formen ersetzt werden „Der Mann und seine Rechte“ – „Die(!) Männer und ihre(!) Rechte“.
Obendrein müssen wir Männer bereits hinnehmen, dass wir in der Höflichkeitsform zu „Frauen“ werden: „Herr Müller, schön, dass Sie(!) da sind und Ihre(!) Gedanken beigesteuert haben.“
Ich bin generell überzeugt, dass Sprache im Kontext funktioniert und „Gerechtigkeit“ nicht durch Grammatik hergestellt werden kann. Aber wenn es denn partout mehr prinzipielle Gerechtigkeit in der Sprache geben soll, sollte es durch Vereinfachung erreicht werden und nicht durch Verkomplizierung – wie dies ganz erheblich durchs Gendern passieren würde, aber auch durch Lösungen, wie sie etwa der Referent in Ihrem Youtube-Beispiel vorschlägt.
Volle Zustimmung. Eine Anmerkung zur Bildung zusammengesetzter Wörter, deren erster Teil das feminine Suffix -in enthält: Dazu gibt es eine Regel, die die Pluralversion verlangt, auch wenn es sich nur um ein einziges Wesen handelt, etwa die Bienenköniginnenwabe eines Bienenstocks. Dieses Wort ist völlig in Ordnung. Nicht dagegen die Kanzlerinnenschaft (Original-FAZ-Text zu Merkels Vergangenheit). Bei Wörtern auf -schaft, die sich auf Personen beziehen, geht es immer um die Rolle. Die hat aber mit dem Geschlecht nichts zu tun. Daher auch keine Freundinnenschaft, Nachbarinnenschaft, Partnerinnenschaft usw. Das Geschlecht der Beteiligten kann dabei beliebig verteilt sein, nur die allgemeine Form ist korrekt. („Wir sind Nachbarn“ usw. ist glücklicherweise noch nicht von den Genderern gekapert worden, aber denen ist leider alles zuzutrauen…)
Das Suffix -in ist auch nicht kombinierbar mit „-chen“ oder „-lein“ (und vielen anderen Endsilben). Mir ist nur eine einzige weibliche Form mit Verkleinerungsform bekannt: Prinzesschen. Das liegt daran, dass Prinzessin doppelt feminin ist.
Ich bin fast sprachlos vor Glückseligkeit, dass ich diesen Artikel gefunden habe,der meiner linguistischen Seele so guttut,da alles logisch und wissenschaftlich aufgezeigt wurde,was gegen den aktuell so furchtbaren Missbrauch der deutschen Sprache spricht. Herzlichen Dank; ich werde gern zur Verbreitung des Artikels beitragen und hoffe,dass er auch von anderen vielfach veröffentlicht wird.
Es ist der Wahnsinn. Ich arbeite an einer großen Universitätsklinik. Dort wurde durch den Vorstand seit geraumer Zeit beschlossen, Gendersprache zu verwenden. Natürlich, ohne jemanden im Hause zu befragen.
Wir Mitarbeiter sind nun zu Mitarbeitenden mutiert und werden gezwungen, diesen Mist mitzumachen. Die Krönung: die Klinik zwingt alle Softwarehersteller, in den hier verwendeten Programmen den Text der Arztbriefe auf Gendersprache umzustellen. Damit wird der Blödsinn nun flächendeckend unter die Leute, sprich Patienten / zuweisende Ärzte gebracht. Um die Umsetzung kümmert sich eine eigene Projektgruppe. Als wenn wir sonst keine Probleme hätten…
Danke, guter Artikel. Ich stolpere immer wieder über zwei Aspekte, die hier nicht behandelt werden (oder ich hab’s überlesen).
1.
Mein Sprachgefühl (also keine professionelle Expertise) sagt mir, dass zu der Ablaufform keine Adjektive passen, sondern Adverbien.
In dem Beispiel „guter Wahlkämpfer“ müsste die Entsprechung dann auch konsequent „gut Wahlkämpfender“ sein.
2.
Ich finde es überhaupt seltsam, die Verlaufsform in Kombination mit Hauptwörtern wie ein zusammengesetztes Hauptwort zu nutzen.
Also „Wahlkämpfender“. Ist das im normalen Gebrauch der Ablaufform in Ordnung?
Ganz hervorragend! Vielen Dank dafür. Habe diesen Artikel schon oft im Kollegen- und Bekanntenkreis mit ins Feld geführt.
Sehr guter Artikel Danke
Michael Hofmann
Das ist die beste und sinnvollste Erklärung, die ich bisher zum Thema Gendern gelesen habe. Dieser Artikel sollte umfänglich breitflächig veröffentlicht werden.
Mit hochachtungsvollen Grüßen
Arvid Domdey, Verfechter der deutschen Sprache und definitiver Gendergegner